In den vergangenen Wochen wurden medial Defizite in der Schlachtung und Fleischverarbeitung aufgezeigt. Aufgrund des gestrigen Vorfalls, als es erneut zu einem "Corona-Herd" in der Fleischschlachtung kam, möchten wir hier transparent über die Situation in unserem Unternehmen, einem Unternehmen der Fleischverarbeitung, berichten.
Ohne Zweifel: An Orten, an denen viele Menschen arbeiten, ist die Ansteckungsmöglichkeit generell höher als in Unternehmen in denen im Home-Office gearbeitet wird. Als zu Beginn des Covid-19 Lockdowns in den Supermärkten das Toilettenpapier leer gekauft war, waren die Regale mit Fleisch und Wurst durchgehend gefüllt. Trotz eines angestiegenem Kaufverhaltens. Die Politik hat von unserer Branche zurecht erwartet, die Versorgung aufrecht zu halten. - Stellen Sie sich einfach vor, was es bedeuten würde, wenn Lebensmittelregale im Supermarkt wochenlang leer geblieben wären.
Wurst kann man allerdings nicht im Home-Office herstellen. So kam es in den Branchen in denen weitergearbeitet wurde zu Corona-Infektionen. U.a. Paketdienstleister, aber auch in der Schlachtung und Zerlegung von Fleisch.
Die Gefahr durch Covid-19
Das aufgrund des gestiegenen Auftragsvolumens in unserer Branche eine besondere Gefahr besteht, war uns damals bereits bewusst. Bereits Anfang März, vor dem Lockdown, wurde ein Pandemie-Plan in unserem Haus erstellt.
Dabei wurden mehrere Maßnahmen umgesetzt, welche bis heute fortgesetzt werden und noch nicht aufgehoben wurden. So tragen wir durchgehend und in allen Bereichen Mundschutz. Ebenfalls befinden sich in unserem Produktionsbetrieb kontaktlose Waschbecken und Desinfektionsstationen für die Hände. Wir nutzen ausschließlich Desinfektionsseife. Oberflächen werden noch häufiger, als es der Standard vorsieht, desinfiziert. Schulungen wurden durchgeführt. Abstände zwischen Mitarbeitern wurden soweit wie möglich vergrößert, um der geforderten Abstandsregelung gerecht zu werden. Bis heute sind externe Besuche auf ein notwendiges Minimum reduziert. Notwendige Besucher werden erfasst, protokolliert und nur ohne Erkältungs- bzw. Krankheitssymptome ins Haus gelassen. Das war aber auch schon vor Corona unsere Anforderung. Selbstverständlich müssen auch unsere Besucher Hygienekleidung inklusive Mundschutz tragen und ihre Hände waschen und desinfizieren.
Bevor in den ersten Supermärkten einzelne Plexiglasscheiben Sie als Kunde, vom Personal trennen sollten, haben wir für unsere Kollegen in den Filialen bereits eine vollständige Trennung durch Plexiglasscheiben vorgenommen. (Bild rechts)
All diese Maßnahmen haben wir bereits vor dem Lockdown und den allgemeinen darauffolgenden Verhaltensregeln ergriffen. Bei den Maßnahmen ging es uns primär um den Schutz unserer Kollegen. Was in anderen Unternehmen passierte, was medial und nun auch politisch gefolgt ist, haben wir damals noch nicht absehen können.
Wir möchten diesen Beitrag auch zum Anlass nehmen, unseren Kollegen Danke zu sagen! DANKE für Ihre Loyalität vor allem in Zeiten, in denen Ihre Nachbarn und Freunde im Home-Office oder in Kurzarbeit waren. DANKE, dass Sie an unserer Seite standen und unsere Maßnahmen dankbar umgesetzt haben.
Versorgung anderer Branchen
Im März und im April, als es zu einem Engpass an Desinfektionsmitteln, Schutzhauben, Mundschutz, etc. kam, waren wir uns unserer Verantwortung bewusst. Wir hatten aufgrund unserer Branche ausreichend Hygieneartikel auf Lager. Wir haben in dieser Zeit wohltätige Unternehmen, u.a. die Tafel und Feuerwehr, mit Desinfektionsmitteln und Mundschutz kostenlos unterstützt. Kommerziellen Unternehmen, z.B. Dialyseeinrichtungen, Apotheken und einzelne Händler, gaben wir solche Mittel zu unseren Einkaufspreisen 1:1 weiter.
Spenden an wohltätige Organisationen, Sportvereine, Kinder in Entwicklungsländern, u.v.m. sind unser Tagesgeschäft und werden selten von uns thematisiert. Aufgrund der aktuellen medialen Berichterstattung, möchten wir dies heute dennoch tun.
Wohnsituation in unserem Unternehmen
Im Zuge dieser Berichterstattung rückte zunehmend auch der private Bereich der Arbeitnehmer in der Schlachtung, Zerlegung und Fleischverarbeitung in den Fokus. Nicht nur die Medien sprachen von Sammelunterkünften und Containerdörfern, auch Behörden vermuteten diese pauschal in unserer Branche.
Wir können hierbei nicht für andere Unternehmen sprechen, dennoch möchten wir hier Transparenz über die Wohnsituation unserer Kollegen schaffen und sämtlichen Vorurteilen vorbeugen.
Der Großteil unserer Mitarbeiter ist in unserem Unternehmen direkt angestellt. Zum Teil betragen die Betriebszugehörigkeiten 30, 35 oder auch 40 Jahre. Ein kleiner Teil ist über Zeitarbeitsunternehmen entliehen und wird nach einiger Zeit direkt eingestellt. Niemand unserer Mitarbeiter wohnt in einer Sammelunterkunft oder einem Containerdorf. Die meisten kommen aus der Region, mieten oder besitzen ihre eigenen vier Wände. Für derzeit 22 Kollegen, die nicht aus der Region stammen, haben wir oder von uns beauftragte Zeitarbeitsunternehmen reguläre Wohnungen der örtlichen Wohnungsbaugesellschaft angemietet. Aktuell handelt es sich um insgesamt 10 Wohnungen. Die Kosten für die Wohnungen werden 1:1 weiterberechnet und zum Teil sogar durch uns subventioniert. Einige Kollegen suchen sich nach einiger Zeit Ihre eigene Wohnung, andere bleiben über Jahre in der von uns oder Zeitarbeitsunternehmen gestellten Wohnung.
Schlussworte
Das Virus ist unsichtbar und der Überträger nicht selten symptomfrei. Eine hundertprozentige Sicherheit, dass Covid-19 in unserem Unternehmen nicht auftritt, können wir nicht geben. Dennoch haben wir die Gefahr dieser Pandemie frühzeitig erkannt und entsprechende Maßnahmen getroffen, um die Chance für eine Ausbreitung in unserem Unternehmen gering zu halten. Dass weder ein Krankheitsfall noch ein Verdachtsfall in unserem Unternehmen auftrat, zeigt, dass unsere Maßnahmen gegriffen haben und auch jetzt noch greifen
Nicht jedes Unternehmen unser Branche ist gleich.
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